VERORTUNG

Sophie Tiller

Präsentation der Artist Residency in Oulu, Finnland

basement on the move

Eröffnung | Freitag, 4. Oktober 2024, 19 Uhr

Gespräch mit Claudia-Maria Luenig, Künstlerin & Kuratorin

Ausstellungsdauer | 5. - 19. Oktober 2024

Öffnungszeiten jeweils Donnerstag & Freitag, 18 - 21 Uhr

und nach Vereinbarung

back to top >>>

Der bewegte Raum - Parameter des Nichts

Was ist ein bewegter Raum: diese widersprüchliche Vision entspricht wohl nicht dem Gedanken von Architektur, sie entspricht nicht dem üb- lichen Bedürfnis nach Schutz, nach Festigkeit und Verlässlichkeit. Raum ist nicht nur eine Hülle, ein Platz für das Zusammentreffen von Objekten, und Bewegungen. Der Raum wird zum Erfahrungsfeld, geschaffen von Bewegung und Rhythmus, der Bewegung von Menschen und dem Körper an sich. Es wird ein anderer Raum geschaffen, der Raum als Zeit Raum. Es entsteht der Eindruck eines neuen Raumes, nicht real aber auch nicht nur fiktional. Sind dies Parameter des Nichts, der Zeit- losigkeit, der Referenz der Wirklichkeit und der Erschaffung eines neuen Erfahrungsraumes. Wird dies ein leerer Raum sein der darauf wartet “ge- füllt “ zu werden.

Lucy Lippard bezeichnet in “Dematerialisation of the Art Object form 1966 to 1976” das Nichts als eine eigenständige Kategorie, ebenso wie das Schöne, das Hässliche und das Absurde. In der künstlerischen Aus- einandersetzung mit dem (Nicht-)Phänomen Nichts werden traditionelle Mittel der Formgebung in Frage gestellt und neue Möglichkeiten der räumlichen, zeitlichen und materiellen Gestaltung erprobt”.

Streng genommen lässt sich das Nichts nicht definieren, ist es dennoch alsVerneinung des Seins und der Gegenständlichkeit gesehen. Und gerade deswegen haben sich Künstlerinnen des 20. Und 21. Jahrhun- derts intensiv der Darstellbarkeit des Nichts im Raum beschäftigt, über spannende künstlerische Strategien.

Zeit ist zudem ein Parameter der den bewegten Raum aus dem Nichts in einen greifbaren Raum verwandelt. Novalis erklärte dass "Raum und Zeit zugleich entstehen und wohl eins wie Subjekt und Objekt. Raum ist be- harrliche Zeit, Zeit ist fließender, beharrlicher Raum; Raum Basis alles Beharrlichen, Zeit Basis alles Veränderlichen ... Ein durchdrungener Raum ist ein Zeitraum. Eine durchdrungene Zeit eine Raumzeit . .. Der Raum als Niederschlag aus der Zeit - als notwendige Folge der Zeit ... Zeit ist innerer Raum - Raum ist äußere Zeit”.

Die Künstlerin Sophie Tiller erhielt durch Claudia-Maria Luenig, basement on the move, eine Einladung zur Teilnahme an der Pikisaari Biennale 2024 und zum internationalen Residenzpro- gramm für KünstlerInnen in Oulu (Finnland), initiiert von der Kuratorin der Pikisaari Biennale Minna Kangasmaa.

Die Pikisaari Biennale ist eine internationale Veranstaltung für zeitgenössische Kunst, die alle zwei Jahre in Oulu stattfindet. Sie wurde 2022 zum ersten Mal durchgeführt. Der Veranstal- tungsort ist der Art Hub Pikisaari, ein von KünstlerInnen ge- führtes kleines Kunstzentrum auf der Insel Pikisaari in Oulu, der im Herbst 2020 eröffnet wurde.

Gemeinsam mit der schwedischen Künstlerin Annelie Wallin hat Sophie Tiller die „kleinste Biennale der Welt“ 2024 bestritten. Sie verbrachte 5 Wochen (August und die erste September- woche) vor Ort in Oulu um das Konzept der Mensch - Natur Beziehung in dem Zeitraum durchzuführen und bei der Pikisaari Biennale auszustellen.

Während ihres Aufenthalts in Oulu, hat sie auf die bereits erstell- te Serie Naturnah aufgebaut. Fertige Arbeiten der Serie Natur- nah, die letztes Jahr bei der Mitgliederausstellung Hu- man_Nature im Künstlerhaus Wien gezeigt wurden, wurden gemeinsam mit den in Oulu während der Art Residency entstandenen Arbeiten auf der Pikisaari Biennale 2024 gezeigt. Die Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Natur und allem Vergänglichem, wie auch die Thematisierung des Medi- ums Fotografie als Mittel der Konservierung für Abbilder und Pflanzen, sind für Sophie Tiller wichtige Aspekte, die sie in der Arbeit Naturnah aufgegriffen hat und im Zuge des Arbeit- saufenthaltes in Oulu weiter verfolgt hat.

Die gesammelten Erfahrungen sind in ein von der Künstlerin gestaltetes Künstlerbuch eingefloßen und dieses Künstlerbuch wird am Eröffnungsabend präsentiert.

Im gemeinsamen Gespräch zur Eröffnung loten Claudia-Maria Luenig und Sophie Tiller Arbeitsstrategien, Erfahrungswerte und den Einfluß der Umgebung und der finnischen Natur im schon sehr nördlichen gelegenen Oulu aus ihre Arbeiten aus und ana- lysieren wie die Entstehung von Raum und Zeit als gleichzeit- iges Erfahrungsfeld bestehen kann.